Freie Bahn für freie Kinder
Lassen wir die Rechtslage kurz außen vor (die ist, wie üblich, nämlich kompliziert). Sprechen wir lieber davon, dass das Parken auf dem Gehweg nicht nur Fußgänger auf die Fahrbahn drängt, sondern auch Kinder auf Dreirädern, Fahrrädern oder rollenden Brettern. Bad Aibling ist eine kleine Stadt mit schmalen Fußwegen. Wenn da ein Auto mittendrauf steht, dann ist der halt dicht. Bad Aibling ist auch eine Stadt mit viel Verkehr. Und angesichts der Bulldogs und Laster sieht man Kinder erst recht nicht gern auf Ausweichkurs im rollenden Getümmel. Alte Leute, gestützt auf ihren Rolli, übrigens auch nicht.
Bad Aibling ist andererseits auch eher locker, was allseitige Verbote betrifft. Es gibt nur wenige Ampeln (mir fallen nur drei ein). Parkverbotsschilder sind viel seltener als in jeder anderen Stadt. Man darf sogar auf der Ellmosener Straße parken, obwohl das eine typische Durchgangspiste ist und jeder, der da steht, einen ordentlichen Stau auslösen könnte. Und muss man doch irgendwo fürs Parken bezahlen, dann geht das nicht nur mit passenden Münzen im Automaten, sondern alternativ sehr simpel per SMS.
Das Rathaus macht es so einfach wie möglich. Und das ist auch sehr gut so. Man muss das einfach mal loben. In anderen Rathäusern sitzen Heere von Beamten, die nichts anderes im Sinn haben, als zu regulieren, was das Zeug hält. Nicht, weil es nötig wäre, sondern weil sie können. Das nervt fast immer. Im Großen und Ganzen läuft der Verkehr hier besser, fließender und entspannter als in vergleichbaren Städten.
Nur das Bürgersteigparken, das muss einfach mal angesprochen werden. Man kann ja verstehen, wenn Autofahrer ihresgleichen kein Hindernis auf die Spur stellen wollen. Aber der Fußweg ist nunmal nicht ihrer. Das ist nicht als Territorialverhalten gemeint, sondern für die Sicherheit von Kindern und alten Leuten.
Und damit doch zur Rechtslage: Ausdrücklich verboten ist das Parken auf Bürgersteigen nicht. Verboten ist aber, auf Bürgersteigen zu fahren. Wer sein Auto von Scotty auf den Fußweg beamen lässt muss kein Knöllchen fürchten, wer es dort hingefahren hat dagegen schon. Theoretisch jedenfalls. In Aibling läuft auch das wohl lockerer. Auch das ist gut so. Es geht nicht um Knöllchen, sondern in diesem Fall um freie Bahn für freie Fußgänger, freie Kinder und freie alte Herrschaften. (chl)